Berge, Wildnis, Natur - Fotos und Reiseberichte -
USA Südwesten und mehr
Hornstrandir ist eine große Halbinsel im äußersten Nordwesten von Island. Sie ist nur mit dem Boot zu erreichen, da die
Verbindung mit dem Festland vergletschert ist bzw. aus schwer passierbarer Steinwüste besteht. Für längere
Trekkingtouren ist sie sehr beliebt, da sie unbewohnt ist und keine Straßen hat.
Es stellte sich aber heraus, dass sie im Sommer doch nicht ganz unbewohnt ist, da es in fast jeder Bucht ein paar kleine
Ferienhäuschen gibt. Bis in die 50er Jahre waren noch Siedler dort, und deren Nachfahren haben noch Rechte an den
Grundstücken und können dort Ferienhäuschen betreiben.
Wir hatten uns für die Überfahrt Tickets bei Borea Adventures gebucht, eine der beiden Firmen, die mit kleinen Jetbooten
die Halbinsel anfahren. Die Buchung machten wir 3 Tage im voraus, als wir bei miesem Wetter am Myvatn eine moderates
Wetterfenster auf Hornstrandir erkannten.
Die Hinfahrt war aber mit Schwierigkeiten verbunden. Als wir pünktlich um 9 Uhr im Hafen ankamen, war das Boot nicht
zu finden. Von den Mitarbeitern der Konkurrenz erfuhr ich dann, dass unser Boot schon um 6 Uhr gestartet sei. Wegen
Schlechtwetter die Tage davor hatte man einfach den alles umgestellt, leider ohne die Fahrgäste zu benachrichtigen. Im
Büro von Borea Adventures hat man sich freundlich entschuldigt, und wir wurden umgebucht auf die nächste Fahrt um 12
Uhr, diesmal aber mit der Konkurrenz!
Allerdings kamen wir nicht wie geplant in Hornvik an, sondern in Saebol in der Adalvik-Bucht, die ganz im Westen liegt.
Kein Problem dachten wir, wir haben ja 7 Tage Zeit, um uns bis nach Hornvik durchzuschlagen. Die Wanderkarte, die an
verschiedenen Infotafeln zu sehen war, zeigte ein dichtes Netz von Wanderwegen.
Nach der Ankunft in der Adalvik-Bucht hatten wir noch Zeit
und haben westlich von Saebol den Berg Latrafjall bestiegen.
Am höchsten Punkt steht die Ruine einer Radarstation, die
nach dem 2. Weltkrieg betrieben wurde. Man findet in den
zerfallenen Mauern noch Reste von elektrischen Geräten,
vorallem Trafos und Generatoren.
Auf der Island-Wanderkarte war auch ein Weg von Saebol
nach Latrabas eingezeichnet, der direkt an der Küste entlang
führt. Mit viel Elan brachen wir am nächsten Morgen auf. Ein Weg an der Küste war jedoch nicht vorhanden, das Ufer
wurde immer felsiger, einige Kletterpassagen mussten überwunden werden, bis wir an einer Stelle ankamen, die trotz
Ebbe unpassierbar war.
Das hüfttiefe Wasser hätte man ja noch überwinden
können, aber der Ausstieg über die glitschigen Felsen
gegenüber schien mir zu wagemutig. Eine Rangerin sagte
uns einige Tage später, das die eigentlich schwierige Stelle
mit Ketten gesichert wäre, und dass diese Passage nur bei
extremer Ebbe zu begehen ist.
Nun hatten wir eine Ahnung davon bekommen, welche
Qualität die Wanderwege auf Hornstrandir haben, auch
wenn sie auf der Wanderarte eingetragen sind.
Wir entschieden uns zur Umkehr und nahmen den direkten Weg nach Hesteyri, der auf der Infotafelkarte rot eingetragen
war und somit eine Hauptroute sein sollte. Der Weg führte durch ein breites Tal an einer kleinen Kirche vorbei.
Ein Stück weiter, wo es dann zum Pass hinauf ging, kam gleich die nächste Herausforderung: ein Erdrutsch hatte den
Weg mitgenommen und Berge von Schlamm zusammengeschoben. Es war ziemlich schwierig, in dem losen Material
aufzusteigen.
Beim Abstieg vom Pass gab es diesen schönen Blick auf die Bucht von Hesteyri.
Am nächsten Tag wollten wir über den Pass Haaheidi zum Fljotuvatn wandern. Der Weg war auf der Island-Wanderkarte
eingezeichnet, aber nicht auf der Infotafelkarte. Und wie zu erwarten war, gab es auch keine Wegspuren, so dass wir
weglos bis zum Pass aufsteigen mussten, im gerölligen Gelände, immer auf der Suche nach einer Umgehung von
Sümpfen und Tümpeln. Auf dem Pass waren dann wieder Steinmänner zur Orientierung. Ein kurzes Stück Pfad wies uns
den Weg durch ein erstes steileres Stück beim Abstieg, und dann begann das Abenteuer der Wegsuche wieder.
Dieses Foto zeigt den See Fljotuvatn, wie man ihn beim Abstieg vom Pass aus sieht. Links unten sieht man das
Toilettenhäuschen vom Campingplatz. Hier war definitiv keine Hauptwanderroute, so dass wir die Einzigen weit und breit
waren. Wir wollten nachmittags noch eine Runde um den See laufen, mussten aber schnell erkennen, dass es nirgends
einen Weg gibt.
Der Weiterweg führt über den Pass, der im Foto markiert ist. Man muss zweimal kalte Flüsse furten, den steilen Hang
hoch steigen und kommt dann schließlich zu einer Felsflanke. Wir haben bestimmt eine halbe Stunde gegrübelt, wie und
wo man da am sichersten hoch kommt. Aber wir mussten über den Pass, es war die einzige Verbindung Richtung Hornvik.
Wir hatten uns dann für die linke Seite zum Durchstieg der Felsbarriere entschieden. Das Geröll war teilweise locker und
rutschte bei jedem Schritt. Oben angekommen, begrüßte uns ein großer Steinmann, und ab dort begann dann auch ein
Pfad, der uns über viele Kilometer weiter führte.
Auf dem Pass war das Wetter immer etwas ungemütlich, die Temperaturen waren bei 5 °C, der Wind war stärker als am
Meer und man war in den Wolken, die etwas Sprühregen abgaben.
Das Camp an der Hlöduvik-Bucht war
ganz gemütlich und windstill. Es gab
auch Sitzgelegenheiten aus Treibholz.
Der nächste Tag führte uns wieder über
einen Pass, aber diesmal gab es
Wanderwege. Das Wetter war typisch für
Island: kalt, windig und regnerisch.
Die Wiese war vom Regen durchnässt,
mehr Sumpf als Wiese, also ein echtes
Naturerlebnis.
An der Küste musste noch ein
Felsausläufer überklettert werden. Ohne
die Seile wäre es recht heikel gewesen.
Die Buch von Hornvik hat einen größeren Campingplatz und sogar einen
Ranger. Von hier aus kann man mit einer Rundtour die schönste Stelle der
Halbinsel besuchen: das Horn (oben im Bild im Nebel).
Wir mussten früh zeitig starten, denn man kann den breiten Fluss nur bei Ebbe furten, und die war zwischen 6 und 7 Uhr.
Die Landschaft war einmalig und trotz trübem Wetter schön. Das Horn selbst war immer von Wolken umhüllt. An einigen
Stellen querte der Pfad steile Wiesenhänge, Trittsicherheit war da erforderlich.
Immer wieder kommt man an Felswänden vorbei, wo tausende Vögel nisten.
Am letzten Tag der Tour sollten wir mit dem Boot aus der Bucht von Hornvik abgeholt werden. Aber das Wetter
verschlechterte sich und Sturm kam auf. Und bei Sturm fahren die kleinen Boote nicht übers offene Meer nach Hornvik.
Wir bekamen schon am Tag vorher die vage Auskunft, dass bestimmt kein Boot nach Hornvik kommen würde, und dass
wir besser über den Pass nach Süden zur Bucht Veidileysufjördur laufen sollten. Da müsste ein Boot kommen. Ich
brauchte aber eine definitive Aussage, wo ein Boot abfährt, schließlich waren unser Lebensmittel auch aufgebraucht nach
7 Tagen Trekking. Aber der Ranger war hilfsbereit und hat per Funk die nötigen Informationen eingeholt.
Also sind wir am letzten Tag nochmal über den
500m hohen Pass bei Sturm und Nebel nach
Veidileysufjördur gewandert bis zum Campingplatz,
wo auch das Boot anlegt. Dort waren wir zum Glück
nicht die Einzigen, die wie Schiffbrüchige aufs Meer
starrten und nach einem Boot Ausschau hielten. Es
war kalt und fing an zu nieseln, so dass alle die
ankamen, auch für wenige Stunden das Zelt
aufbauten, um nicht im Wind beim Sitzen auf der
Wiese zu frieren.
Fast pünktlich, etwa 5 Minuten nach der angesagten
Zeit erschien dann zur Erleichterung aller Wartenden
das Boot am Horizont. Eine Anlegestelle gibt es
nirgends auf Hornstrandir, so dass man vom Ufer
mit einem Schlauchboot abgeholt wird.